Papua Neuguinea, Transdniestrien, Surinam, Vietnam, Venezuela. Bis vor Kurzem habe ich noch gedacht, ich hätte schon ein paar Dinge dieser Welt gesehen. Dann kam ich nach Marrakesch in Marokko und nichts war mehr wie es war.
Was als netter Kurztrip vor Weihnachten vorgesehen war, hat meine Sinne in ihren Grundfestungen erschüttert. Marrakesch verführt dich ab der ersten Sekunde mit einer lauten und betäubenden Mixtur aus fremdländischer Kultur, weltoffener Freundlichkeit und frenetischer Strassenaction.
Mit Letzterem meine ich nicht nur die Strassenfeier nach dem Klub-WM-Halbfinal-Sieg von Raja Casablanca gegen Atlético Mineiron, sondern insbesondere auch das Leben in den Medinas, den verwinkelten Gassen und Strassen in Marrakesch. Hier treffen Besucher auf Verkäufer und Handwerker. Die Anzahl an Handwerker-Läden ist beeindruckend – von Sattlereien, Gerbereien, Wollfärbereien bis zu Schumachereien findet man so ziemliches alles, was man sich vorstellen kann. Gelegentlich wird man aber auch selber gefunden und findet dann plötzlich Dinge, die man gar nie gesucht hat. Beispielsweise kleinere und grössere Souvenir-Shops, in denen die Kunst des Feilschens und Handelns nicht nur Mittel als Zweck, sondern auch ein wichtiges kulturelles Brauchtum zu sein scheint.
Wer seine Einkäufe zusammen hat, kann sich zur Abwechslung ein paar Tage in der Wüste auf einem Kamel erholen, gemütlich am Strassenrand einen Tee schlürfen oder den Gebeten des Muezzins lauschen. Oder sich den Weg zum grössten Echtzeit-Kino der Stadt zeigen lassen – dem Djemaa el Fna, einem der ältesten Plätze Nordafrikas. Es ist der grosse Platz der Schlangenbeschwörer, Musikanten, Affendresseure, Grill-Chefköchen, Orangenverkäufer und Souvenir-Verkäufer, die sich dank der vielen Schaulustigen und Touristen ein paar marokkanischen Dirham pro Tag verdienen. Es ist auch ein Platz mit einer langen Historie – angeblich wurden hier ursprünglich öffentliche Hinrichtungen ausgeführt. Der Platz ist UNESCO-Welterbe und fühlt sich auch irgendwie genau so an.
Marrakesch. Marokko. Nordafrika. Was soll ich sagen? Mein Besuch bei dir war kurz, aber unglaublich intensiv und aufregend. Eines Tages komme ich zurück – und obwohl das noch weit weg ist, freue ich ich schon heute. In diesem Sinne sag‘ ich „Bessalama“, bis zum nächsten Mal!