Tief im dichten Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens verbirgt sich eine der grössten präkolumbischen Städte Südamerikas. Die Ciudad Pérdida, die verlorene Stadt der Tayronas. Die Stätte – bestehend aus Steinterrassen und Wegen – blieb bis 1975 (!) von der Weltöffentlichkeit unentdeckt und lockt nicht nur Forscher, Archäologen und Goldgräber an, sondern auch viele junge Reisende. Die fünftägige Dschungelwanderung  ist ein unglaubliches Erlebnis – doch nicht nur der Treck bietet einiges an Spannung.

Denn: Der Weg zur Ciudad Pérdida führt durch ein Gebiet, in denen FARC und Paramilitärs ihr Unwesen treiben. 2003 wurde eine Gruppe von 8 Reisen gekidnappt und später wieder freigelassen. Die Art von Schlagzeilen, die gerade Kolumbien am Wenigsten gebrauchen kann. Das konflikt-geplagte Land befreit sich nach und nach von seinem langjährigen Ruf als touristische No-Go-Zone. Seit 2008 hat das kolumbianische Militär die Kontrolle über das Gebiet, sodass der Treck im Allgemeinen als sehr sicher bezeichnet wird. Der Weg zur mysteriösen Stätte ist nur mit einer lizenzierten Agentur möglich – angesichts der Guerilla-Aktivitäten muss man sich auch fragen, ob es Spass machen würde, alleine in diesem weitläufigen Dschungelgebiet herumzuirren.

Die Wanderung zur Ciudad Pérdida

Der Treck führt durch üppigen tropischen Regenwald und dauert fünf Tage (alternativ vier oder sechs). 48 Kilometer klingen relativ bescheiden – doch die Beschaffenheit des Terrains und das tropische Klima haben es in sich.  Man durchquert mehrmals den Rio Buritaca, wandert über Gebirgsbäche und beklettert auch ab und zu einen Wasserfall. Wenn es mal länger richtig regnet, können sich Wege innert kürzester Zeit zu Flüssen verwandeln – eine gewisse Schlamm-Resistenz ist daher empfehlenswert. Die Route ist abwechslungsreich und bietet einige atemberaubende Dschungel-Panoramas. Insgesamt ist der Marsch bei moderater Fitness gut machbar und hat mir sehr viel Spass gemacht. Pro Tag wandert man in der Regel etwa 4 Stunden – normalerweise geht es früh los, um der tropischen Hitze zuvorzukommen. An den Abenden tauscht man sich in der ca. 10-köpfigen Gruppe aus und lauscht auch mal den Räubergeschichten der Guias (Führern).

Die Ciudad Pérdida – endlich angekommen

Schweiss-gebadet und erfrischt von der letzten Flussüberquerung erreicht man am dritten Tag den Eingang zur verlorenen Stadt. Der letzte Teil – die Begehung einer Treppe mit 1280 Stufen – ist so etwas wie die ultimative mystische Erfahrung, bevor man tatsächlich ankommt. Vor vielen, vielen Jahren herrschte an diesem Ort absoluter Hochbetrieb. Die verlorene Stadt, die auch als Teyuna oder Buritaca 200 bezeichnet wird, war nämlich so etwas wie die Hauptstadt des Tayrona-Volkes. Steile, mit Steinplatten ausgelegte Pfade und Treppen verbinden etwa 200 ovale, eiförmige und runde Plattformen miteinander, auf denen einst – jeweils paarweise für Mann und Frau – runde, strohgedeckte Häuser standen. Nur die oberen Plattformen (siehe Titel-Bild dieses Beitrages), auf denen sich Zeremonienstätten befunden haben, sind vom Dschungel befreit. Die Terrassen und Treppen sind imposant und faszinierend – trotzdem sollte man keinen zweiten Maccu Picchu erwarten.

Der Stamm der Kogis

Die Sierra Nevada wird von ca. 18’000 Indigenas bewohnt. Die Mehrheit davon sind Arhuaco oder Kogis. Die Guias haben uns einige spannende Infos über die Kogis erzählt – beispielsweise über deren Wohnformen (01:27 im ersten Video), die Anwendung der Zuckerrohr-Presse (02:40 im ersten Video) und der Art und Weise, wie sie die Coca-Pflanze für sich zu nutzen wissen (im zweiten Video ab 2:27).

Mein Fazit

Die Ciudad Pérdida Wanderung gehört in deine Kolumbien-Reise, wenn du

  • dich gerne fünf Tage lang wie Indiana Jones fühlen möchtest und aktiv bist
  • dich nicht davor scheust, dich mit ein paar Tausend Moskitos anzufreunden
  • gerne in einem coolen Haufen junger Leute unterwegs bist

Video von Off2Colombia über Ciudad Pérdida

Video von BBC über Kogis in Kolumbien

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